Während der Klimaschutz seit vielen Jahren fester Bestandteil der Kommunalpolitik ist und zahlreiche Städte und Gemeinden eigene Klimaschutzziele und Klimaschutzstrategien haben, beginnt man auf der kommunalen Ebene erst langsam damit, sich auf die nicht mehr abwendbaren Folgen des Klimawandels einzustellen. Durch einen kontinuierlichen Wissensaustausch zwischen der Forschung und der Praxis sowie Politik und Bevölkerung muss das Risikobewusstsein gefördert und die Akzeptanz für Maßnahmen gesichert werden.
Zu den entscheidenden Parametern für die Ausprägung und Folgen des Stadtklimas zählen unter anderem die Stadtgröße, die Einwohnerzahl, die urbane Flächennutzung, der Versiegelungsgrad und das Relief. Besonders in den Sommermonaten können durch die erhöhte Temperatur, die eingeschränkte nächtliche Abkühlung und die reduzierte Windgeschwindigkeit erhebliche Wärmebelastungen für die Stadtbevölkerung hervorgerufen werden, welche sich in einem gesteigerten Unbehaglichkeitsempfinden, einem Verlust an Lebens- und Umweltqualität, sowie einer gesundheitlichen Beeinträchtigung äußern können.
Stadtplaner und –designer stehen, unter Berücksichtigung der Auswirkungen des Klimawandels, vor der herausfordernden Aufgabe die heute geplanten und umgesetzten Stadtstrukturen klimatisch zu optimieren. Ein wesentlicher Aspekt der klimatischen Veränderung ist die Ausweitung und Intensitätszunahme der städtischen Wärmeinsel. Die dicht bebauten Innen-stadtbereiche und verdichteten Vorstadtkerne sind die am stärksten betroffenen Stadtstrukturen im Falle der Erwärmung, da diese durch herabgesetzte Belüftungskapazität und hohe Wärmespeicherkapazität bereits seit Beginn der starken städtischen Verdichtung eine deutlich höhere Temperatur aufweisen als das umgebende Umland. Da eine Zunahme der Intensität und Dauer von Hitzewellen auch deutliche gesundheitsgefährdende Aspekte besitzt, ist eine angepasste Stadtplanung von dringlichem Interesse.
Das Klima in Städten unterscheidet sich meist deutlich von den durchschnittlichen lokalen Witterungsbedingungen. Typische Merkmale des Stadtklimas sind beispielsweise eine nächtliche Wärmeinsel, ein stark modifizierter Strahlungshaushalt und veränderte Windströmungen. Eine stationäre Erfassung des Klimas an verschiedenen Standorten erfolgt in der Regel für die Dauer eines Jahres und kann durch mobile Messungen ergänzt werden. Messfahrten dienen dazu, alle relevanten Flächennutzungstypen im Stadtgebiet zu berücksichtigen und klimatisch zu erfassen. Bei der Messung mit Thermographie-Systemen können Oberflächentemperaturen erfasst werde. Diese geben Aufschluss über stark erwärmte Oberflächen oder Kaltluftbildungsgebiete und ermöglichen die Analyse von Kaltluftentstehung und –strömung.
Prognostizierte unvermeidbare Auswirkungen des Klimawandels und notwendige Anpassungen rücken immer stärker ins Bewusstsein und stellen Städte, Gemeinden und Landkreise vor große Herausforderungen. Bei der Koordinierung dieser komplexen und gesamtstädtischen Aufgabe, der Entwicklung von konkreten Anpassungsmaßnahmen und deren Umsetzung sind die Kommunen in Deutschland unterschiedlich weit. In vielen Köpfen ist die Unterscheidung zwischen Klimaschutz und -anpassung ebenso wie die Umsetzung zielgerichteter Maßnahmen noch unzureichend.
Erfassung, Bewertung und Monitoring von Georisiken als Folge sich verändernder klimatischer Bedingungen
Georisiken in Form von Massen- bzw. Hangbewegungen in natürlichen und künstlichen Böschungen, Dämmen und Einschnitten treten weltweit auf. Sie können je nach ihrer Beschaffenheit und Lage zu einem erheblichen Sachschaden führen und sogar Menschenleben gefährden. Die Entstehung von Massenbewegungen wird durch eine Vielzahl von Faktoren gesteuert. Geologisch gesehen kurzfristige Prozesse wie der Klimawandel führen zu einer Änderung beispielsweise des Wasserdargebotes und besitzen damit das Potential, das Hang- oder Böschungsgleichgewicht zu stören.
Die empirische Erfassung (Messungen, Modellierungen, GIS-Analysen) der Zusammenhänge zwischen Bodenzustand, Wasserverfügbarkeit und Vegetationsbestand auf der einen Seite und Kaltluftbildungspotential (Kühlleistung) auf der anderen Seite sollen die Grundlage bilden für ein klimatisches Bodenkonzept und ein Bodenmanagementsystem.